Die Windröschen (Anemone) bilden eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Zu dieser Gattung zählen 100 bis 150 Arten, die vor allem auf der Nordhalbkugel und dort schwerpunktmäßig in den gemäßigten Gebieten Asiens heimisch sind.

Beschreibung im nicht mehr gültigen Umfang der Gattung Anemone

Vegetative Merkmale

Anemone-Arten wachsen als ausdauernde, krautige Pflanzen, je nach Art können sie sehr unterschiedliche Wuchshöhen (10 bis 60 Zentimeter) erreichen. Es werden Rhizome oder Knollen als Überdauerungsorgane gebildet.

Die meist vielen Laubblätter sind meist nur grundständig; zur Blütezeit fehlen die Grundblätter bei einigen Arten. Die Grundblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert. Die einfache oder zusammengesetzte Blattspreite kann gelappt oder geteilt sein. Die Blattränder sind glatt bis gezähnt.

Generative Merkmale

Am aufrechten Stängel befindet sich je nach Art in unterschiedlicher Höhe ein Quirl (Wirtel) meist zwei bis sieben, selten bis zu neun einfache oder zusammengesetzte laubblatt- oder kelchblattähnlichen Hochblättern. Die endständigen, zymösen oder doldigen Blütenstände enthalten manchmal ein, meist zwei bis sieben, selten bis zu neun Blüten. Die Blütenstiele verlängern sich bis zur Fruchtreife.

Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch. Die 4 bis 20 (selten bis 27) freien Blütenhüllblätter sind 1,5 bis 40 Millimeter lang. Die Farben der Blütenhüllblätter reichen von weiß über rosafarben bis rot, von violett bis blau, grün und gelb. Nektarien sind vorhanden. Es sind 10 bis 200 Staubblätter vorhanden. Es sind viele freie Fruchtblätter vorhanden, die jeweils nur eine Samenanlage enthalten. Ein Griffel ist ausgebildet.

Je Blüten werden viele, gestielte oder ungestielte, eiförmige bis verkehrt-eiförmige Früchte (Balgfrüchte oder Nüsschen) gebildet. Die Früchte sind bis zu 40, selten bis zu 50 Millimeter lang und manchmal behaart. Auf den Früchten ist meist der Griffel noch gut erkennbar.

Inhaltsstoffe und Giftigkeit

Die Inhaltsstoffe und ihre Wirkungen werden für einzelne Arten untersucht. Die Ergebnisse gelten nicht für alle Anemone-Arten. An Inhaltsstoffen wurde ermittelt Anemonin, Protoanemonin sowie Ranunculin, die als Phytotoxine gelten.

Das Lacton Protoanemonin kommt als Toxin in Hahnenfußgewächsen vor. Das schwach giftige Protoanemonin wird beim Erhitzen oder bei der Trocknung zu ungefährlichen Anemonin, die beide eine bakterizide und fungizide Wirkung haben. Deshalb wurden Anemone-Arten früher bei Infektionskrankheiten verwendet.

Systematik und Verbreitung

Taxonomie

Die Erstveröffentlichung der Gattung Anemone erfolgte durch Carl von Linné 1753 in Species Plantarum, Tomus I, Seite 538 und 1754 in Genera Plantarum, 5. Auflage, Seite 241. Anemone nom. cons. wurde mit einem konservierten Typus konserviert in Shenzhen Internationaler Code der Nomenklatur für Algen, Pilze und Pflanzen ICN Artikel 14.9 & App. III. Als Lectotypus wurde 1913 Anemone coronaria durch Britton und Brown in Ill. Fl. N.U.S. 2. Auflage, 2, Seite 97 festgelegt. Gattungsname und Lectotypus wurdeh durch C. E. Jarvis: Seventy-two proposals for the conservation of types of selected Linnaean generic names, the report of Subcommittee 3C on the lectotypification of Linnaean generic names. in Taxon, Volume 41, Issue 3, 1992, Seite 557 konserviert.

Der botanische Gattungsname Anemone geht auf die Antike zurück. Plinius der Ältere bringt ihn mit dem griechischen anemos für „Wind“ in Verbindung. Anemona war auch eine Nymphe am Hofe der Göttin Flora. Der Sage nach soll sich Floras Gatte Zephyr, der Gott des Windes, in Anemona verliebt haben, worauf sie von der eifersüchtigen Göttin in eine Blume verwandelt wurde. Man nimmt aber eher an, dass der Name Anemone auf ein arabisches Wort für Adonis, nämlich an-nu'mān (= Blut) zurückzuführen ist und eine rotblühende Pflanzenart bezeichnet.

Äußere Systematik und botanische Geschichte

Die Gattung Anemone nom. cons. gehört zur Tribus Anemoneae innerhalb der Familie der Ranunculaceae. Der Umfang der Gattungen innerhalb der Tribus Anemoneae wird kontrovers diskutiert. Hoot al. gehen 2012 davon aus, dass etwa 200 Arten in eine artenreiche Gattung Anemone s. l. mit einigen Untergattungen, Sektionen, Untersektionen und Serien gehören.

Es gab früh unterschiedliche Auffassungen über den Umfang der Gattung Anemone. Schon ein Jahr nachdem Linné 1753 die Gattung Anemone aufgestellte, hat Miller 1754 Gardeners Dictionary ..., 4. Auflage von der Gattung Anemone die Gattungen Pulsatilla Mill., Hepatica Mill. sowie Anemonoides Mill. abgetrennt. Kurz danach hat Adanson 1763 die nah verwandte Gattung Oriba Adans. aufgestellt. Jussieu fasste 1789 den Umfang Gattung Anemone wie Linné auf. Candolle erarbeitete 1817, 1824 die erste systematische Abhandlung der Gattung Anemone, bei der er Hepatica als eigenständige Gattung darstellte und Anemone, Hepatica, Knowltonia Salisb., Thalictrum L., Hydrastis L. sowie Hamadryas Comm. & H.Lév. und einige andere in die Tribus Anemoneae DC. stellte; dabei gab es bei ihm in dieser Verwandtschaftsgruppe sechs Gruppen: Anemonanthea DC., Anemonospermos DC., Omalocarpus DC., Pulsatilloides DC., Pulsatilla DC. sowie Preonanthus DC. Die detaillierteste Systematik der Gattung Anemone s. l. erstellte Ulbrich 1905, 1906 mit 76 Arten weltweit; er anerkannte die Gattungen Pulsatilla, Knowltonia, Barneoudia sowie Capethia, aber bezeichnete Hepatica als Untergattung von Anemone. In der Untergattung Euanemone verzeichnete Ulbrich die sechs Sektionen: Anemonanthea DC., Omalocarpus DC., Pulsatilloides DC., Anemonidium Spach, Eriocephalus Hook. f. & Thomson, Rivularidium Jancz und vier Untersektionen und 17 Serien. Erst Tamura gliederte diese Verwandtschaftsgruppe 1967 neu. Nach Tamura wurde die Gattung Anemone s. l. weiter aufgegliedert. Durch Starodubtsev 1989, 1991 gab es eine weitere wichtige Revision der Gattung Anemone s. l. Viele Fragen zur Systematik der Gattung Anemone s. l. blieben auch bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts offen.

Mosyakin 2016 legt dar, dass eine Gattung Anemone s. str. mit deutlich kleinerem Umfang geben soll. Molekulargenetische Daten zeigen auch bei Jiang et al. 2017, dass die Tribus Anemoneae überarbeitet werden muss und dass die Gattung Anemone s. l. im bisherigen Umfang nicht monophyletisch ist. Bei Liu et al. wird 2018 die Innere Systematik und werden die Gattungen der Tribus Anemoneae diskutiert.

Hu et al. kommen 2024 zu folgender Einschätzung: Die Gattung Hepatica gilt als monophyletische Gruppe. Anemone s. l. ist paraphyletisch im phylogenetischen Baum. Die Hepatica Anemone Klade und die Anemoclema Clematis Klade weisen eine Schwesterverwandtschaft innerhalb des Tribus Anemoneae auf.

Arten und ihre Verbreitung

Die je nach Autor 100 bis 150 Arten sind weltweit auf allen Kontinenten verbreitet, außer auf Antarktika. Hauptsächlich liegen die Areale in den Gemäßigten Gebieten. In China werden 2001 etwa 53 Arten verzeichnet, 22 davon gibt es nur dort. In Nordamerika kommen etwa 25 Arten vor. In Europa gibt es etwa 17 Arten.

Frühere Anemone-Arten in anderen Gattungen

Nutzung

Von einigen Anemone-Arten wurden die medizinischen Wirkungen untersucht.

Viele Arten der Gattung Anemone und ihre Sorten werden in den gemäßigten Gebieten werden in Parks und Gärten als Zierpflanzen verwendet. Die wichtigsten Arten darunter sind die Garten-Anemone (Anemone coronaria) und das Balkan-Windröschen auch Strahlen-Anemone genannt (Anemone blanda). Es gibt im Herbst und im Frühling blühende Arten.

Quellen

Literatur

  • Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8. 
  • Wang Wencai, Svetlana N. Ziman, Bryan E. Dutton: In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 6: Caryophyllaceae through Lardizabalaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2001, ISBN 1-930723-05-9. Anemone Linnaeus., S. 307–325 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  • Bryan E. Dutton, Carl S. Keener, Bruce A. Ford: Bryan E. Dutton, Carl S. Keener, Bruce A. Ford: In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 3: Magnoliophyta: Magnoliidae and Hamamelidae, Oxford University Press, New York und Oxford, 1997, ISBN 0-19-511246-6. Anemone Linnaeus. S. 139–141 - textgleich online wie gedrucktes Werk.

Einzelnachweise

Weiterführende Literatur

  • Friedrich Ehrendorfer, Rosabelle Samuel: Contributions to a molecular phylogeny and systematics of Anemone and related genera (Ranunculaceae – Anemoninae). In: Acta Phytotaxonomica Sinica, Volume 39, 2001, S. 293–307.
  • Friedrich Ehrendorfer, S. N. Ziman, C. König, C. S. Keener, B. E. Dutton, O. N. Tsarenko, E. V. Bulakh, M. Boscaiu, F. Médial, A. Kästner: Taxonomic revision, phylogenetics and transcontinental distribution of Anemone section Anemone (Ranunculaceae). In: Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 160, 2009, S. 312–354.
  • Kyle M. Meyer, Sara B. Hoot, Mary T. Kalin Arroyo: Phylogenetic Affinities of South American Anemone (Ranunculaceae), including the Endemic Segregate Genera, Barneoudia and Oreithales. In: International Journal of Plant Sciences, Volume 171, Issue 3, 2010, S. 323–331. doi:10.1086/650153
  • Svetlana Ziman, Elena Bulakh, Olga Tsarenko: Anemone L. (Ranunculaceae): comparative morphology and taxonomy of the species from the Balkan flora. In: Botanica Serbica, Volume 35, Issue 2, 2011, S. 87–97. Volltext-PDF.
  • S. M. Ziman, Y. Kadota, Olena V. Bulakh: Comparative-morphological approaches to the taxonomy of the genus Anemone L. (Ranunculaceae). In: Ukrainian Botanical Journal, Volume 70, April 2013. doi:10.15407/ukrbotj70.02.152
  • John C. Manning, Peter Goldblatt: A taxonomic review of the dry-fruited species of Anemone (Ranunculaceae) in southern Africa. In: Bothalia – a Journal of Botanical Research, Volume 43, 2013, S. 1–13.
  • N. Jiang, Z. Zhou, K.-Y. Guan, W.-B. Yu: Nomenclatural transfer of Chinese Pulsatilla to Anemone (Ranunculaceae). In: Nordic Journal of Botany, Volume 33, 2015, S. 469–471. doi:10.1111/njb.00700
  • Balkrishna Ghimire, Dong Chan Son, Dabin Yum, Jae Kim, Mi-Jin Jeong: Achene morphology and pericarp anatomy of Anemone, Hepatica and Pulsatilla (Anemoninae, Ranunculaceae). In: Research Square, Mai 2020. doi:10.21203/rs.3.rs-32226/v1

Weblinks

  • Anemone bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  • Anemone bei Tropicos.org. In: Vascular Plants of the Americas. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  • Datenblatt mit einigen Anemone-Arten bei CABI Compendium.
  • [https://flora.nhm-wien.ac.at/Seiten-Gattungen/Anemone.htm Datenblatt mit im Gebiet heimischen Arten Ranunculaceae - Gattung Anemone s. str. / Windröschen In:

Botanik im Bild / Flora von Österreich, Liechtenstein und Südtirol, 2017].


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